Jackfrucht-Fleischersatz: Wir ziehen (Öko-)Bilanz!

Jackfrucht-Fleischersatz: Wir ziehen (Öko-)Bilanz!

Wer im Internet zum Thema Jackfruit als Fleischersatz nach Informationen sucht, wird unweigerlich mit dem Thema Ökobilanz konfrontiert. Dabei wird die Sinnhaftigkeit, die Jackfruit als Fleischalternative einzusetzen, grundsätzlich hinterfragt. Tenor: Die Jackfruit gedeiht nur in den Tropen, wird dort verarbeitet und hat dadurch bereits einen ziemlich großen „CO2-Fußabdruck“, wenn sie zu uns in die Läden kommt. Auch werden die riesigen Monokultur-Jackfruit-Plantagen in Indien oder Bangladesch als Nachteil für Mensch und Umwelt genannt.

Im Gespräch mit Hugo Lamers:

Doch ist die Jackfruit als Fleischersatz tatsächlich ein solcher Öko-Killer wie angegeben? Wir haben mit Hugo Lamers von Bioversity International diskutiert und ihn zum Thema Lotao Green Jackfruit interviewt. Hier unser Gespräch in voller Länge:
Risolier: Schneidet die Jackfruit als Fleischersatz tatsächlich schlechter ab als Fleisch oder Soja, was das Thema Ökobilanz betrifft?
Hugo: Ich habe die Artikel über die geringe Nachhaltigkeit oder den CO2-Fußabdruck von Jackfruit gelesen. Diese Artikel liefern in der Regel keine substanziellen Beweise für diese Behauptungen. Im Vergleich zu Alternativen wie Soja oder Fleisch dürfte die Jackfruit weitaus besser abschneiden.
Risolier: Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?
Wenn wir Jackfruit mit Sojabohnen vergleichen, verfügt die Jackfruit über mehr Kohlenstoff- und Wassereffizienz. Soja ist eine Pflanze und braucht im Vergleich zu einem Baum wie Jackfrucht mehr Wasser, Pestizide und Dünger - auch wenn sie biologisch angebaut wird [1]. Der Soja-Anbau erfolgt meist auch in fernen Ländern wie China und Brasilien.
 
Die junge Jackfruit ist eine wunderbare Alternative zu Fleisch
Die Verarbeitung von Soja zu Tofu oder Schnetzeln ist um ein vielfaches intensiver, verglichen zur Jackfruit, die nur geschnitten, erhitzt und verpackt werden muss.
Selbst wenn Soja in Deutschland in einem kohlenstoffarmen System angebaut wird, könnte diese intensive Verarbeitung zu höheren CO2-Emissionen führen als bei Jackfrüchten [2].
Dazu kommt, dass die Seefracht in Bezug auf Kohlenstoff und Energie schon heute ziemlich effizient ist. Wenn wir eines Tages auf Schiffe mit Elektro- oder Hybridmotoren oder auf viel sparsamere Motoren umsteigen werden, wird sich das weiter verbessern. Darauf sollten wir uns in naher Zukunft konzentrieren.
Risolier: Und wie würden Sie die Emissionen von Jackfruit im Vergleich zu denen von Fleisch sehen?
Im Vergleich zu Fleisch ist die Produktion von Jackfrucht mit viel weniger CO2-Emissionen verbunden. Tiere brauchen viel Futter und produzieren Methan. Jackfruchtbäume produzieren Sauerstoff!
Auch die Verarbeitung und der Transport von Fleisch (Schlacht- und Kühlkette) sind im Vergleich zur Jackfruit viel kohlenstoffintensiver.
Fazit: Verglichen zu Fleisch und sojabasierten Fleischalternativen weist Jackfruit meiner Meinung nach eine weit bessere Wasser-, Energie- und Kohlenstoffeffizienz auf. Aber das braucht Forschung und solide Beweise. Denn meines Wissens gibt es dazu keine Studie – und es wäre sicherlich interessant, eine solche zu erstellen.
Risolier: Wo treten CO2-Emissionen bei Jackfruit-Anbau und Produktion vor allem auf?
Hugo: Die Jackfruit stammt aus tropischen Ländern und wird im Ursprungsgebiet verarbeitet, was zu CO2-Emissionen führt. Das ist richtig. Emissionen treten hauptsächlich beim Jackfruit-Anbau, der Verarbeitung der Jackfruit (Schneiden, Verpacken, Lagern), beim Transport (Seefracht) und der Konsumationauf. Der Jackfrucht-Anbau selbst führt jedoch zu relativ wenig Emissionen, da die Jackfruit nicht viel Dünger oder Mittel zur Krankheitsbekämpfung benötigt.
Untersuchungen zeigen, dass die meisten CO2 -Emissionen für Lebensmittelprodukte während des Anbaus der Pflanzen, sowie vom Händler und vom Endkunden selbst verursacht werden, wenn der Kunde z.B. in den Laden geht, Lebensmittel mit dem Auto nach Hause bringt und konsumiert.
Verglichen mit den „Last-Mile-Emissionen“ per LKW und Auto ist selbst der Transport in großen Mengen per Seecontainer relativ weniger problematisch als beispielsweise der Transport von Lebensmitteln per LKW aus Süditalien. Auch Lufttransporte wirken sich stark negativ auf den Carbon Footprint aus – diese werden für die Jackfruit jedoch nicht angewendet.
Risolier: Was sind die größten Nachteile der Monokultur-Jackfruit-Plantagen in Asien?
Hugo: Die Behauptung, dass Jackfruit generell in großen Plantagen und Monokulturen angebaut wird, ist nicht richtig. Jackfruit stammt aus Indien, genau genommen aus den Westghats, die als "biodiversity hotspot" angesehen werden and Ursprung vieler Gewürze sind. 95% der Jackfrüchte werden auf Feldrändern, in Hinterhöfen und Wäldern in der Nähe von Dörfern angebaut.
In Indien ist die Jackfruit ein „Arme Leute Essen“ - jeder Bauer hat 1-2 Bäume. Dies ist in Malaysien, Thailand und Sri Lanka ähnlich. Auf keinen Fall sollte man Jackfruit mit den Durian-Plantagen verwechseln, wie sie in Malaysien und Thailand häufiger vorkommen. Die Durian-Frucht sieht ähnlich aus, hat aber mit der Jackfrucht nichts zu tun. In den letzten Jahren sind nur wenige Unternehmen entstanden, die Jackfruit für den Export anbauen, besonders in Malaysia und in Thailand. In diesen beiden Ländern gibt es allerdings nur sehr wenige große Plantagen für Jackfruit. Wenn solche Großunternehmen den Exportmarkt allerdings eines Tages dominieren sollten, sieht die Sachlage leider wieder anders aus.
Risolier: Lotao bezieht seine Jackfrüchte von vielen Kleinbauern-Kooperativen und hat nun gemeinsam mit Partnern in Indien ein eigenes Jackfruit-Projekt gestartet. Können Sie darüber etwas sagen?
Hugo: Mit dem Start des Entwicklungsprojektes möchte Lotao u.a. vermeiden , dass Kleinbauern aus dem Jackfruit-Exportmarkt verdrängt werden und Konzerne mit neuen Großplantagen das Thema Jackfruit übernehmen. Die Bauern sollen z.B. eigene Trainings erhalten, um den Anbau und die Ernte von jungen Jackfrüchten zu optimieren. Kleine Bäume und Saatgut sollen kostenfrei verteilt werden, um dadurch die lokalen Ökosysteme zu verbessern bzw. den Waldabbau zu verringern. Auch an die Einrichtung von neuen Jackfruit-Sammelstationen ist gedacht.
Selbst wenn sich Unternehmen mit Großplantagen eines Tages etablieren sollten, sind wir zuversichtlich, dass wir dank des Projektes gemeinsam mit den Kleinbauern eine starke Chance am Markt haben werden.
Risolier: Dann heißt es nun nur mehr Daumen drücken, dass unser „Projektentwurf“ auch von den Behörden positiv befürwortet wird. Vielen Dank für das Gespräch!

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